Medea (2020-2022)

fragmentierter Zeichenzyklus, Grafik als Installation

Acht Blätter, je 140x196cm, [Gesamtmaß bei unmittelbarer Aneinanderreihung: 1120x196cm], Bleistift/Papier, im Besitz des Künstlers

Die als Fries gedachte Medeazeichnung konnte im Zeitraum der Covid19-Pandemie von Dezember 2020 bis Mai 2022 im brachliegenden Veranstaltungsraum der Villa Nagel realisiert werden. In acht Teile frahmentiert, kann der in sich als Werk geschlossene Zyklus von insgesamt 196x1120cm beliebig angeordnet werden.

Die Einzelblätter von je 140x196cm sind mit einem Raster von 49x7cm überzeichnet, woraus sich 64 Fragmente als Ausschnitte des gesaten Freises ergeben, welche digital am Bildschirm oder analog als Druck, in ebenso beliebiger Anordnung, beziehungsweise als einzelne Grafiken betrachtet werden können.

Bezüge zu Klimts „Beethoven-Fries“ sind nicht rein zufällig.

Der Zyklus widmet sich der Figur der Medea aus der griechischen Mythologie. Dominiert wird die Komposition von der zentralen Figur der eifersüchtigen Rächerin. Über das Spiel mit der Dichte und dem Druck der einzelnen Bleistiftstriche erreicht Kunisch einen kontrastreichen Bildeindruck, der durch die schier unendlichen Grautöne keiner Farbe ermangelt. Die einzelnen Blätter des Werkes sind jeweils von einem Raster in acht weitere Fragmente geteilt.

Wie auch die Plastik „Sisyphos“ wird die Graphik Teil des im Herbst 2023 eröffnenden Virtual Showrooms des Künstlers. Dort können Betrachter:innen neben den Gesamtkompositionen die einzelnen Fragmente isoliert und vergrößert erkunden und erwerben können.

Die Formsprache bricht und spielt mit dem Typus einer traditionellen akademisch ausformulierten Zeichnung und dem anachronistischen Thema aus der griechischen Mythologie. Gleichzeitig entsteht durch die Figurenkonstellation, die Flächen und Konstruktionslinien, die sichtbaren zeichnerischen Hilfsmittel und die handwerkliche Perfektion ein Gesamtbild, das auch den Prozess selbst in der Kunst thematisiert. Die digitale Erweiterung der Arbeit verleiht ihr zudem eine zeitgemäße Dimension

Kunisch schreibt zu dieser Arbeit und seiner Beschäftigung mit der Mythologie: „Mythen haben nie statt­ge­funden, aber passieren ständig und werden folgerichtig unablässig erweitert aufgrund sub­jektiver Erfahrungen und deren Bewältigung mit den immanent und temporär zur Verfügung stehenden Mitteln jedweder Kultur. Es handelt sich willentlich nicht um eine Interpretation des überlieferten Medea-Mythos, sondern der Mythos dient vielmehr als Inspirationsquelle, um dem komplexen Beziehungskonflikt zwischen Frau und Mann, aufgrund des überlieferten Mythos, in Fragmenten eine weitere Interpretation hinzuzufügen.

Fotos © Frieder Daubenberger; Rainer Schilling 2022/2023

Entwurfszeichnung zum Medea-Fries, 2020.